Stiel- und Traubeneiche (Quercus robur bzw. Q. petraea ) sind im Projektgebiet häufig vorkommende Baumarten. Vor allem die Stieleiche ist im Gegensatz zur Rotbuche besser an feuchte bis wechselnasse Standorte angepasst und hat auf solchen Standorten gegenüber der Rotbuche (Fagus sylvatica ) dauerhaft Konkurrenzvorteile. Auf trockeneren Standorten ist dagegen meist die Buche die Art, die sich ohne menschlichen Einfluss auf Dauer durchsetzen kann. Typische Vorkommen der Eichen sind die im Gebiet verbreitet anzutreffenden Eichen-Hainbuchenwälder auf staunassen Böden sowie die episodisch überfluteten Auenstandorte mit Eichen-Ulmen-Auwäldern. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist jedoch vielfach in den naturraumtypischen Landschaftswasserhaushalt dieser Standorte eingegriffen worden.
Die Vitalität der Eichenarten hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verschlechtert. Die als Komplexkrankheit „Eichensterben“ bezeichneten großflächigen Schäden an Eiche sind zwar keine neuartigen Phänomene. Für die Zukunft wird jedoch aufgrund häufiger werdender Witterungsextreme erwartet, dass die Schäden an Eichen zunehmen. Schwächungen der Vitalität der Eichen können durch sich schnell oder mehrfach ändernde Standortverhältnisse entstehen: Einerseits leiden Eichen unter „ungewohnter“ Trockenheit, andererseits kann eine zu lange Überflutungsdauer insbesondere bei älteren, daran nicht angepassten Beständen ebenfalls zu gravierenden Schäden führen. Geschwächte Eichen sind, wie andere geschwächte Gehölze auch, anfälliger für Insekten- oder Pilzbefall.
Auf den Referenzflächen wurden darüber hinaus folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Die genetische Struktur von 350 Eichen wurde untersucht, um Erkenntnisse über ihre Herkunft und ihre genetische Vielfalt zu erlangen. Dies stellte die Vergleichbarkeit der weiteren Untersuchungen sicher und gab Hinweise auf lokale Adaption und Anpassungsfähigkeit der Bäume.
- Dendrochronologische Untersuchungen zeigten für die vergangenen 80 Jahre einen signifikanten negativen Einfluss von Trockenjahren – ermittelt über den Dürreindex PDSI – auf das Wachstum von ausgewählten Eichen im Gebiet.
- Über 400 Bäume wurden über mehrere Jahre hinweg hinsichtlich ihrer Vitalität beurteilt und mit denen einer langjährigen Dauerbeobachtungsfläche im Projektgebiet verglichen. Die aktuell laufende Analyse von Blattinhaltsstoffen (Biomarkern) soll zudem den Zusammenhang von Trockenheit, Stickstoffversorgung und Vitalität beleuchten.
- Darüber hinaus werden eigene Multispektral-Befliegungen ausgewertet, die eine flächendeckende Bestimmung der Vitalität von Einzelbäumen ermöglichen sollen. Zusammen mit einzelnen Ansprachen vom Boden eröffnet dies die Möglichkeit, den aktuellen Zustand und die zukünftige Entwicklung größerer Waldgebiete zu beurteilen.